Skip to main content

Generationsbrücke

Generationsbrücke…was ist das?

Unser Familienzentrum nimmt am Projekt Generationsbrücke teil. Wir besuchen regelmäßig das benachbarte Senioren und Sozialzentrum der AWO in Herzogenrath. Eine feste Gruppe von Vorschulkindern hat dort Bewohner und Bewohnerinnen als Partner.

Die Generationsbrücke Aachen als Partnerorganisation von Bessies Hope bildet eine generationsübergreifende Brücke zwischen den Pflegeheimbewohnern und ihrer Umgebung. Im Gegensatz zu der sonst eher individuell gestalteten Ausübung des Ehrenamts in Pflegeheimen arbeitet die Generationsbrücke Aachen mit klaren Strukturen und Programmen und legt dabei besonderen Wert auf die standardisierte Vorbereitung und Schulung der Teilnehmer und die fachliche Begleitung bei den Begegnungen.

Im „Intergenerationsprogramm für Kinder und Jugendliche” steht der regelmäßige Besuch einer Schulklasse oder Kindergartengruppe bei Bewohnern einer Altenpflegeeinrichtung im Mittelpunkt, wobei nach Möglichkeit jedes Mal dieselben Bewohner teilnehmen, damit ein vertrautes Verhältnis zwischen den Teilnehmern entstehen kann. Folgende Ziele sollen so erreicht werden:

  1. Die Kinder lernen Alterungsprozess und Pflegebedürftigkeit als normale Lebensentwicklung zu erkennen und verlieren so die Berührungsangst vor pflegebedürftigen alten Menschen.
  2. Die Kinder erleben in besonderer Weise Nähe, Wertschätzung und das Gefühl des Geliebt- und Gebrauchtwerdens durch die Zuwendung der Senioren.
  3. Die Kinder und Jugendlichen profitieren von deren Lebenserfahrung und Weisheit.
  4. Der schon im Kindesalter beginnenden materiellen und medienbedingten Reizüberflutung und Sinn-Leere kann frühzeitig mit der Vermittlung echter menschlicher Werte begegnet werden.

Zunächst werden den Kindern in einer einstündigen interaktiven Orientierung Hintergrundinformationen über Pflegeheime und Pflegebedürftigkeit gegeben sowie theoretische Kenntnisse und praktische Hilfestellungen für die Besuche in Altenpflegeeinrichtungen vermittelt. Hierbei wird besonderes Gewicht auf altersgerechte Informationen zum Thema Demenz sowie weitere den Besuch beeinflussende Gebrechen der Bewohner gelegt. Es folgt ein Trainingsvideo, anhand dessen der Ablauf eines Pflegeheimbesuchs gezeigt und anschließend in praktischen Übungen vertieft wird.

Die darauf folgenden ca. einstündigen Pflegeheimbesuche sind einheitlich strukturiert:

  1. Begrüßung und Kontaktaufnahme
  2. Gemeinsames Singen
  3. Gemeinsame Aktivitäten
  4. Verabschiedung

Neben ständigem Augenkontakt legt die Generationsbrücke Aachen auch Wert auf den körperlichen Kontakt mit den Bewohnern. So wird schon zur Begrüßung und beim gemeinsamen Singen jeder Bewohner von seinem Partner an den Händen gehalten. Den Hauptteil des Besuchs bildet eine gemeinsame Aktivität, wie beispielsweise gemeinsames Lesen, Basteln, Ballonspielen oder auch Rollstuhltanzen.

Besonderer Beliebtheit bei Jung und Alt erfreuen sich auch Ratespiele, bei denen anhand von typischen Bewegungen Prominente, Berufe oder Hobbys erraten werden müssen (abhängig vom Alter der jungen und vom geistigen Zustand der alten Teilnehmer). Zum Abschied reichen die Kleinen den Großen die Hand oder umarmen sie, sofern sie es mögen. Diese Umarmung tut nicht nur den alten Menschen besonders gut, sondern nach Überwindung der anfänglichen Scheu häufig auch den Kindern in von ihnen oftmals nicht erwarteter Weise.

Drei signifikante Merkmale unterscheiden die Arbeit der Generationsbrücke Aachen von den heutzutage bei uns üblichen Besuchen von Schulklassen und Kindergärten:

Die Kinder und Jugendlichen werden auf ihre Besuche gut vorbereitet, so dass sie mit wesentlich weniger Ängsten und Hemmungen auf die Bewohner der Altenpflegeeinrichtungen zugehen.

Erst durch die auf Langfristigkeit und Regelmäßigkeit ausgerichtete Zusammenarbeit zwischen den Institutionen kann ein vertrautes Verhältnis zwischen Kindern und Senioren entstehen, das prägende Emotionen weckt.

Die Kinder machen nichts FÜR die Bewohner, sondern MIT den Bewohnern.

Dadurch wird erst möglich, was durch klassische „Vorsing-Besuche” so nicht zu erreichen ist: Die Pflegeheimbewohner – seien sie auch noch so gebrechlich – werden aus ihrer Reserve gelockt und ihre verdeckten Ressourcen treten wieder ans Tageslicht. So können sie z.B. den Kindern helfen, besser zu lesen, indem die Kinder beim gemeinsamen lauten Lesen erfahren, wie richtig betont wird.

Manches Kind ohne eigene Großeltern entwickelt ein besonderes Verhältnis zu seiner „Pflegeheimoma” oder seinem „Pflegeheimopa” und manche Bewohner finden sich dadurch unerwartet in einer Rolle wieder, die sie schon lange vergessen geglaubt haben. Jugendliche Teilnehmer des Programms haben die Möglichkeit einer „Geschichtsstunde” aus erster Hand, denn mancher Bewohner ist Zeitzeuge von z.B. Weltkriegen und Währungsreformen und kann Wissen darüber anschaulicher vermitteln, als das beste Schulbuch. Besonders erfreulich ist auch, dass Jugendliche aus sozialen Brennpunkten durch diese Besuche häufig ein ganz neues Selbstwertgefühl entwickeln und Lebenswerte vermittelt bekommen, die einen nicht unerheblichen Einfluss auf ihr weiteres Leben haben können.